Sonntag, 3. Dezember 2006

Strafanzeige für Richter, aber Ackermann ist bislang unschuldig

Focus schrieb heute: Der Mannesmann-Prozess wird offenbar ein juristisches Nachspiel haben: Laut Medienberichten erstattete eine Hamburger Kanzlei bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf Strafanzeige gegen die Richter des Landgerichts Düsseldorf, die Ankläger sowie die sechs Angeklagten unter anderem wegen Rechtsbeugung und Strafvereitelung. „Die Beteiligten haben die Durchführung des rechtsstaatlich vorgegebenen Strafverfahrens pflichtwidrig unterlassen“, zitiert die „Welt am Sonntag“ einen Anwalt. Der Jurist kritisiert, dass es Spitzenverdienern offensichtlich gelinge, „Untreuehandlungen ohne abschließende rechtliche Prüfung in einem rechtsstaatlichen Verfahren gegen stattliche Geldzahlungen einstellen zu lassen“. Dem Normalbürger dränge sich der Eindruck auf, dass man sich in Deutschland durch teure Verteidiger und Geldzahlungen einer Verurteilung im Strafverfahren entziehen könne. Bei einer Verurteilung drohten den Beteiligten bis zu fünf Jahre Haft. Der Prozess gegen den Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, und den Ex-Mannesmann-Lenker Klaus Esser sowie vier weitere Angeklagte war am Mittwoch gegen Geldauflage von 5,8 Millionen Euro eingestellt worden. Die Angeklagten mussten sich wegen schwerer Untreue oder Beihilfe dazu verantworten, weil sie bei der Übernahme von Mannesmann durch den britischen Konzern Vodafone an der Ausschüttung von 57 Millionen Euro Prämien und Pensionen beteiligt waren.´ Kommentar: Ein dickes Lob an die Hamburger Kanzlei, welche nun die Vorgehensweise der Richter überprüfen lassen. Schon allein für das Verständnis der Normalbürger ist diese Prüfung notwendig. Ackermann ist vorerst frei und unschuldig - die Richter bekommen nun erstmal juristische Prügel. Hoffentlich läuft dieses Verfahren bei einem anderen Gericht nun nicht nach dem Motto "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus". Der Fall geht nun in die Verlängerung, das Ergebnis bleibt spannend.